Vereinfachung und Rationalisierung der täglichen Aktivitäten, mit anderen Worten: Bequemlichkeit ist die Devise. So präsentiert sich laut «Byoblu» das IT Wallet, die italienische digitale Brieftasche, die 2024 an den Start gehen soll. Angekündigt wurde sie von Vincenzo Fortunato, dem Leiter des interministeriellen Ausschusses für den digitalen Wandel:
«Die digitale Brieftasche wird den elektronischen Personalausweis enthalten, aber auch die digitale Gesundheitskarte, den Führerschein und den Europäischen Behindertenausweis. Im Januar/Februar wird sie fertig sein und veröffentlicht werden.»
Und das sei erst der Anfang, so Byoblu: Mit der Zeit werde das IT-Wallet in der Lage sein, alle Arten von Dokumenten und persönlichen Informationen zu speichern: Vom Wählerausweis bis zur Krankenakte. Es sei auch leicht vorstellbar, dass ein Platz darin für den digitalen Euro reserviert wird.
Technisch gesehen handelt es sich laut dem Portal um ein Programm für die zentrale Speicherung und Kontrolle der persönlichen Daten der Bürger. Was die Verwaltung anbelangt, so sei derzeit von einer öffentlich-privaten Kommission die Rede, während das Nationalinstitut für Soziale Fürsorge (INPS) die Hypothese vorantreibe, künstliche Intelligenz für die Dienstleistungen einzusetzen.
In der Praxis werde die IT-Brieftasche allen Smartphone-Besitzern über die IO-App zur Verfügung stehen. Dabei handle es sich um dieselbe App, die in den vergangenen Jahren zum Nachweis des Besitzes des Impfpasses verwendet wurde. Für den Zugang und die Registrierung werde eine sechsstellige PIN oder alternativ ein Fingerabdruck und/oder eine Gesichtserkennung erforderlich sein.
Byoblu stellt fest, dass dieses System zwangsläufig den älteren und weniger technikaffinen Teil der Bevölkerung ausschliesst. Es grenze auch all jene aus, die kein an das Netz angeschlossenes Mobiltelefon besitzen.
Das ehrgeizige Ziel der Regierung bestehe darin, dass bis 2025 42,5 Millionen Italiener die digitale Brieftasche nutzen. In der Zwischenzeit wolle man bereits aktive digitale Identitätsdienste wie die SPID und der CIE (elektronischer Personalausweis) schrittweise abbauen und schliesslich abschaffen.
Damit bewahrheite sich die verhängnisvolle Prophezeiung von Vittorio Colao, dem ehemaligen Minister für technologische Innovation und digitalen Wandel in der Zeit der Regierung Draghi:
«Der Weg der Reform ist vorgezeichnet, und keine künftige Regierung wird in der Lage sein, ihn wieder zu verlassen.»
Der Auftrag kommt von der Europäischen Union
Gemäss Byoblu kommt der Befehl für die Umsetzung des digitalen Portfolios «von oben». In den letzten Monaten habe die Europäische Union die digitale EU-Brieftasche genehmigt, die mit der digitalen Identität und dem digitalen Euro einhergehe. Im Vergleich zum italienischen Projekt biete die europäische Geldbörse mehr Funktionen. Man könne damit ein Bankkonto eröffnen, Steuererklärungen einreichen, sich an einer Universität bewerben, ein Auto mieten, in einem Hotel einchecken und vieles mehr. Das Portal kommentiert:
«Allerdings sollte man sich nicht vom Sirenengesang der Bequemlichkeit betören lassen, der einem alles an einem Ort und auf Knopfdruck bietet. Abgesehen von den offensichtlichen Problemen mit der Privatsphäre muss man nämlich auch die mögliche Verletzung von Verfassungsrechten in Betracht ziehen.
Wenn der Zugang zu Dienstleistungen davon abhängt, ob man eine von der Zentralmacht verwaltete Brieftasche besitzt oder nicht, bedeutet dies, dass der Staat potenziell in der Lage ist, zu entscheiden, wer einer digitalen Brieftasche würdig ist und wer nicht. Mit einem einzigen Mausklick könnte er Ihre Identität sperren und den Zugang zu wichtigen Dokumenten und Dienstleistungen unmöglich machen. Genau wie beim Impfpass. Wenn Sie sich schuldig machen, zu viel CO2 zu produzieren oder etwas zu sagen, was die Regierung als ‹Hassrede› oder ‹Fehlinformation› bezeichnet, könnte Ihr Leben auf Knopfdruck stillgelegt werden.»