Schreckliche Bilder erreichen uns seit einigen Tagen aus Butscha, einer Stadt am nördlichen Rand von Kiew. Zum Teil gefesselte Zivilsten liegen tot auf der Strasse. Ausserdem wurde ein Massengrab gefunden, in dem Hunderte Leichen vermutet werden. Die russische Armee hatte sich kurz zuvor aus der Stadt zurückgezogen und wird nun von westlichen Mainstream-Medien und Politikern für das Massaker verantwortlich gemacht.
Doch solange keine unabhängige Untersuchung stattgefunden hat, sind solche voreiligen Anschuldigungen ungerechtfertigt – und gefährlich. Denn der Vorfall könnte von der NATO benutzt werden, um in der Ukraine militärisch einzugreifen, was der ukrainische Präsident Selenskyj ja ausdrücklich wünscht.
Man muss sich deshalb die übliche wichtige Frage stellen: Cui bono? Wem nützt dieses angebliche russische Massaker? Die Antwort ist klar: der Ukraine, weil sich die öffentliche Meinung noch mehr gegen Russland wendet. Der Vorfall könnte die Überschreitung einer «roten Linie» darstellen, welche den Westen schon öfters zu militärischen Interventionen veranlasst hat.
Solche angeblichen Überschreitungen werden denn auch regelmässig inszeniert, erfunden oder gar selbst durchgeführt, um sie dem Gegner in die Schuhe zu schieben. Es sei zum Beispiel an die «Brutkastenlüge» erinnert, die massgeblich zum Golfkrieg im Jahre 1991 geführt hat. Und in Syrien wurde die Assad-Regierung öfters beschuldigt, chemische Waffen gegen die Zivilbevölkerung einzusetzen. Die Vorfälle bleiben jedoch bis heute ungeklärt.
Der Kreml wies die Anschuldigungen bezüglich Butscha zurück und forderte eine dringende Einberufung des UN-Sicherheitsrates, um eine Untersuchung einzuleiten. Russland beschuldigt Grossbritannien, den Antrag blockiert zu haben. Gestern tagte der UN-Sicherheitsrat dann doch, und bot Selenskyj in einer Video-Schalte eine Plattform, um sein Narrativ zu verbreiten.
Das Pentagon hat unterdessen erklärt, es sei nicht in der Lage, den Wahrheitsgehalt der ukrainischen Version unabhängig zu bestätigen. Gestern veröffentlichte die New York Times hingegen Satellitenbilder der Firma Maxar Technologies, die beweisen sollen, dass die Leichen seit Wochen in den Strassen von Butscha liegen.
Auch angenommen, die russische Armee hätte Zivilisten hingerichtet, so ist es doch sehr unglaubwürdig, dass sie so dumm wäre, diese einfach auf der Strasse liegenzulassen, damit die gesamte Welt Zeuge ihrer Grausamkeit wird. Doch solche logischen Überlegungen werden im Westen unter der medialen Empörung begraben.
Der italienische Nachrichtensender Byoblu weist auch darauf hin, dass am 2. April auf der offiziellen Website der ukrainischen Polizei ein Artikel mit Fotos über die Befreiung von Butscha veröffentlicht wurde, in dem jedoch nicht von Todesopfern oder Massakern die Rede war. Und am 3. April – also kurz vor der Entdeckung des angeblichen Massakers – veröffentlichte die Polizei ein Video, auf dem Beamte zu sehen sind, die durch die Vororte von Butscha spazieren, ebenfalls ohne Massaker an Zivilisten zu erwähnen.
Byoblu macht zudem auf eine lange Spur von angeblichen Massakern in der Ukraine aufmerksam. Da war zum Beispiel der angebliche Anschlag auf das Kernkraftwerk Saporischschja: Zunächst wurden die Russen beschuldigt, einen nuklearen Unfall von globalem Ausmass verursacht zu haben, um dann festzustellen, dass es sich um ein Geschoss ungewisser Herkunft handelte, das ein Gebäude ausserhalb des Kraftwerks getroffen hatte.
Auch der Bombenanschlag auf das Kinderkrankenhaus von Mariupol ist noch nicht geklärt. Gegenseitige Beschuldigungen von «False-Flag-Angriffe» gibt es in der Ukraine jedenfalls einige. Und nicht zuletzt gibt es Hinweise, dass das Gemetzel auf dem Maidan-Platz im Jahre 2014 ebenfalls eine false flag war. Ein Gemetzel, das entscheidend zum Umsturz der Regierung führte – was den darauffolgenden Krieg im Osten der Ukraine und letztendlich die russische Invasion zur Folge hatte.
Es wäre jedenfalls nichts Neues, dass die ukrainischen Streitkräfte die eigenen Landsleute umbringen: Das tun sie im Osten des Landes seit acht Jahren. Und der deutsche Journalist Thomas Röper berichtete, dass die Mehrheit der Menschen im Süden und Osten des Landes Angst hätten, bei einem russischen Abzug von den Ukrainern für ihre Unterstützung der Russen bestraft zu werden. In Butscha ist diese Unterstützung vermutlich geringer, trotzdem muss auch ein solches Szenario als möglich in Betracht gezogen werden.
Nachtrag vom 6. April 2022
Eine kurze Recherche zeigt, dass die Firma Maxar Technologies, welche die von der New York Times veröffentlichten Satellitenbilder lieferte, eng mit der US-Regierung, dem Pentagon und den US-Geheimdiensten verbunden ist. Bezüglich ihrer Arbeit für die Geheimdienste schreibt Maxar Technologies auf ihrer Webseite beispielsweise:
«Maxar verfügt über ein tiefes Verständnis hinsichtlich der Arbeit und Aufgaben der US-Geheimdienste. Wir bieten umfassende End-to-End-Lösungen zur Unterstützung von Entscheidungsträgern und Endnutzern an. Wir ermöglichen den Geheimdiensten, globale Veränderungen besser beobachten und verstehen zu können. Dadurch sind die Geheimdienste in der Lage, besser auf Bedrohungen reagieren zu können und die globale Sicherheit zu gewährleisten.»
Auch der deutsche Journalist Thomas Röper weist auf diese Verbindungen hin und fragt zurecht, warum das Pentagon keine eigenen Erkenntnisse hat, wenn Maxar doch so eng mit dem Pentagon zusammenarbeitet.
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