Die Tage zwischen den Jahren werden von vielen Menschen genutzt, um über das ausgehende Jahr nachzudenken, eine Bilanz zu ziehen und daraus Vorsätze für das kommende Jahr zu treffen.
Mit dem Jahr 2022 schliesst sich auch das dritte Jahr der Corona-Krise. Das ist eine lange Zeit, vor allem für die Kritiker der Massnahmen. Und es hat für sie zweifellos Erfolge gegeben.
Für viele Menschen hat die Corona-Erkrankung ihren Schrecken verloren. Die Pandemie wird inzwischen zu einer «endemischen Welle» abgewertet und immer mehr Schutzmassnahmen gestoppt. Aber auch wenn alle diese Massnahmen abgeschafft werden sollten, für die Impfung gegen Corona wird weiter geworben werden.
Und es sieht zudem nicht so aus, als würden diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die für so viel Leid durch die Massnahmen verantwortlich sind. Lohnt sich Widerstand jetzt überhaupt noch?
Corona-Tauwetter
Schon im Herbst wurde endgültig deutlich, dass sich bestimmte Massnahmen nicht mehr halten liessen. So wurde zum Beispiel die Maskenpflicht in einigen deutschen Bundesländern im öffentlichen Personennahverkehr abgeschafft und die Corona-Isolationspflicht aufgehoben.
Zum Jahresende läuft die einrichtungsbezogene Impfpflicht aus und die so genannten «Führenden Gesundheitsexperten» erkennen jetzt sogar ein Ende der Pandemie und Politiker fordern das Ende aller Schutzmassnahmen.(1)
Die Mainstreammedien haben wie Politiker ein feines Gespür dafür, woher der Wind weht und wohin sie sich drehen müssen. So fehlte es bereits in den letzten Monaten nicht an gehöriger Kritik am deutschen Gesundheitsminister.
Und als eine Maskenpflicht Anfang Dezember im Zuge der vielen an RSV oder Rhinoviren erkrankten Kinder diskutiert wurde, äusserte sich Kinderärztepräsident Thomas Fischbach wie folgt:
«Der Schrei nach Masken ist der übliche Reflex der Politik. Dabei ist die Maskenpflicht der zurückliegenden zwei Jahre ja ein wichtiger Grund für die aktuelle Krise. Denn wegen der Masken sind weder die Immunsysteme der Kinder noch der Eltern trainiert worden. Auch vielen Müttern von Neugeborenen fehlt es an Antikörpern, das schwächt auch das Abwehrsystem der Kinder. Daher sehe ich nicht, wie eine neue Maskenpflicht helfen könnte, besser durch die kommenden Wochen zu kommen.»(2)
Kritik ja, aber kein Lob für die Kritiker
Nun könnten die Mainstreammedien aufgrund solcher Erkenntnisse ja beginnen, die langjährigen Corona-Massnahmenkritiker dahingehend zu loben, schon von Anfang an den Durchblick gehabt zu haben.
Das geschieht jedoch nicht. Einerseits werden im Hinblick auf Corona die inzwischen abgeschwächten Virusvarianten und die hohe Impfquote und Immunität der Bevölkerung betont.
Andererseits wird weiter strenge Distanz zu allen gehalten, die von den Mainstreammedien so gerne als «Coronaleugner» bezeichnet werden. Und so sehr auch immer mehr Fehler der Politik aufgedeckt werden oder zugegeben werden müssen, Konsequenzen in Form von Rücktritten oder von juristischen Untersuchungen hatte dies (bisher) nicht.
Eine unbelehrbare Mehrheit?
Es wäre vorstellbar, dass zumindest ein Grossteil der Bevölkerung in den letzten Monaten endlich durchschaut hat, dass die Politik mit ihrer Corona-Panik und ihren Massnahmen falsch gelegen hat. Und dass die Menschen deswegen eine andere Politik mit anderen Politikern wollen.
So hat unser Bundesland im Oktober gewählt. Und das Erstaunliche ist, dass weiterhin die etablierten Parteien regieren. Nach fast drei Jahren «Corona-Murks». Teilweise sogar mit einem Stimmengewinn. Sicherlich gab es einige Prozent Verschiebungen.
Die Parteien, die unter «Sonstige» zusammengefasst werden, haben etwas zugelegt. Aber im Grossen und Ganzen bleibt das Parteienspektrum gleich. Wie ist das nur möglich? Macht Aufklärung überhaupt noch Sinn? Oder trauen sich die Menschen immer noch nicht, gegen den Strom zu schwimmen?
Eine schweigende Mehrheit scheut die Kosten
Früher waren kontroverse Diskussionen in der Politik, in der Öffentlichkeit und privat möglich. Heute reicht eine Position gegen den Mainstream, ein falscher Satz oder sogar nur ein politisch inkorrektes Wort aus und die Karriere ist zu Ende oder das Arbeitsverhältnis wird aufgelöst.
Menschen, die beruflich viel zu verlieren haben, überlegen sich dreimal, was sie wo sagen. Und dies betrifft nicht nur die Politik und die Medien. Auch die Wissenschaften, die Ärzte, die Kirchen, die Theologie, die Richter sind betroffen.
Die Liste liesse sich beliebig verlängern. In unserer Zeit wird neu deutlich, wie sehr Wahrheit und (finanzielle) Unabhängigkeit miteinander verbunden sind. Opportunismus ist der einfache Weg.
Die Karriere ist gesichert.(3) Damit lässt sich gut leben, solange alles gut geht und das Gewissen nicht zu laut widerspricht. Aber was ist, wenn ich der Mehrheit gefolgt bin, mich habe impfen lassen und die Impfung ging schief?
Betroffen von Langzeitwirkungen
Langsam berichten auch die Mainstreammedien in dem einen oder anderen Artikel über mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfungen. Natürlich wird ihre geringe Anzahl betont.
In einem dieser Artikel wird von einer jungen Frau erzählt, die Leistungssportlerin ist und nach ihren Impfungen mit einer Reihe von körperlichen Problemen wie Herz-, Kopf- und Magenschmerzen, Schlaflosigkeit und Erschöpfung zu tun hat. Nach der dritten Impfung wird es so schlimm, dass sie sagt:
«Wenn ich morgens aufwache, weiss ich nicht, welches neue Symptom mich am Tag überrascht.»(4) Die Ärzte können ihr nicht helfen. Die Uniklinik Marburg/Giessen hat neben einer «Long-Covid-Ambulanz» für diese Menschen eine «Post-Vac-Ambulanz» (Nach-Impfung-Ambulanz) eingerichtet.
Diese Anlaufstelle ist jedoch hoffnungslos überfüllt und wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über den Zusammenhang der verschiedenen Symptome mit der Impfung gäbe es noch nicht, so wird berichtet. Vertrauenserweckend klingt das nicht.
Der dortige Leiter der «Long-Covid-Ambulanz», Bernhard Schieffer, dringt darauf, dass es eine europaweite Erhebung von Impfnebenwirkungen geben müsse.(5)
Die Politik tue aber zu wenig auf diesem Gebiet. Vielleicht liegt es aber nicht nur an der Politik. Offenbar herrscht unter den Ärzten eine Atmosphäre der Angst, überhaupt über Langzeitfolgen zu reden, wie der erstgenannte Artikel verdeutlicht.(4)
Der Grund dafür sei, so wird dort vermutet, die Sorge, sonst vor den «Corona-Leugnern» einzuknicken. Näherliegend ist jedoch aus meiner Sicht, dass die Ärzte nicht selbst als Impfskeptiker gelten wollen, weil sie damit ihre Approbation gefährden.
So schleicht sich der Verdacht ein, dass viele Fälle von Nebenwirkungen nicht erkannt werden, weil sie nicht untersucht oder nicht gemeldet werden nach dem Motto:
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack übrig. Wer den Aufforderungen der Regierung gefolgt ist und sich hat impfen lassen, bekommt wenig Hilfe, wenn die Impfungen nicht gut verlaufen.
Der Preis für die Wahrheit
Es ist und bleibt also wichtig, sich kritisch mit Corona und den Folgen auseinanderzusetzen und andere darauf hinzuweisen. Natürlich kann man die Auffassung vertreten, dass diejenigen, die an Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen der Impfungen leiden, selbst schuld sind.
Warnungen vor den Impfstoffen habe es genug gegeben. Aber wenn wir uns von dem Leid der Menschen nicht mehr berühren lassen, dann sind wir hart und bitter geworden. Und das ist nicht die Lösung.
Aber muss gerade ich mich gegen den Mainstream stellen? Egal, ob es sich nun um Corona oder um ein anderes Thema handelt? Können es nicht die Rentner mit ihren regelmässigen Einkünften tun, die sie unabhängig von ihren Äusserungen bekommen?
Oder sind nicht vor allem diejenigen gefragt, die selbstständig sind und nicht in einem «politisch-korrekt» ausgerichteten Betrieb arbeiten? Oder diejenigen, deren Ehepartner gut verdient, die Sponsoren haben oder die über einen Chef mit Rückgrat verfügen, der nicht vor den Medien einknickt?
Es wäre schön, wenn gesagt werden könnte, dass das Einstehen für die Wahrheit nichts kostet. Dem ist aber nicht so. Viele Menschen haben in den letzten Jahren ihre Arbeitsstelle verloren, die nicht finanziell abgesichert waren und die keinen anderen, adäquaten Job gefunden haben. Denn wenn jemand einmal gebrandmarkt ist, wird die Arbeitssuche schwierig.
Und auch der Alltag. Vielleicht ist es noch erträglich, den alten Arbeitskollegen beim Einkauf zu begegnen und die unausgesprochenen Wörter auf ihrer Stirn genau erkennen zu können: «Wie konnte man nur so dumm sein?» Schlimmer ist es, den Fragen der Familienmitglieder ausgesetzt zu sein: «Musste das sein? Was wird jetzt aus uns?»
Dass auf einen Arbeitsplatzverlust Beziehungsprobleme oder -verluste folgen (können), ist eine Binsenweisheit. Deshalb muss jeder selbst entscheiden, ob er dem Mainstream widersprechen und wie weit er dabei gehen will. Einfach wird es in keinem Fall.
Und niemand sollte andererseits die Verantwortung für eine Beziehung oder eine Familie kleinreden. Jede Entscheidung ist zu achten. Wohl dem, der sich in einer solchen Situation auf eine stabile Beziehung verlassen kann. Aber ist der Widerstand das alles wert? Vielleicht hilft ein Blick in eine alte Zeit, in der es auch um diese Frage ging.
Eine gottlose Gesellschaft
Nachdem die Babylonier 586 vor Christus Jerusalem erobert und den Tempel zerstört hatten, führten sie die Juden ins Exil nach Babylon. Als die Perser an die Macht kamen, durften die Juden unter König Kyrus 538 vor Christus zurückkehren.
Sie bauten den Tempel und die Stadt samt der Stadtmauer wieder auf. In diese Zeit fällt das Wirken des Propheten Maleachi, von dem das letzte Buch im Alten Testament stammt.
Die Menschen unterstanden damals der persischen Führung und Missernten erschwerten das alltägliche Leben. Der Glaube an Gott hatte wenig Rückhalt im Volk. Es wurden ihm nicht mehr die besten Tiere dargebracht, sondern die kranken und schwachen, die nicht mehr gebraucht werden konnten.
Den Schwachen wie Witwen und Waisen wurde Unrecht getan. Und selbst die Priester hielten sich nicht an das Wort Gottes und seine Vorschriften. Sie richteten ihre Ratschläge nach dem Ansehen der Person aus.
Siegt das Böse?
Viele Menschen hatten ihre Hoffnung verloren. Sie sahen, wie gut es denen ging, die sich nicht um Gott kümmerten. Und so fragten sie sich, was es nütze, Gott zu dienen. Denn scheinbar blieben diejenigen bewahrt, die Gott verachteten.
Es gab nur noch wenige Gottesfürchtige, die an ihrer Hoffnung festhielten, dass Gott das Handeln der Menschen nicht egal war. Es ist leicht vorstellbar, dass auch diese wenigen durch das offensichtliche Glück der Gottlosen angefochten wurden.
Maleachi macht den Menschen Mut, an Gott festzuhalten, den Weg seiner Gebote zu gehen, vom geraden Weg nicht abzuweichen. Denn, so ist seine Botschaft, Gott wird sich derer erbarmen, die ihm die Treue halten. Er wird sie nicht aus der Hand geben, sie werden sein Eigentum sein (Maleachi, Kapitel 3, Verse 14-17).
Es lohnt sich!
Das, was wir brauchen, sind Vorbilder. Menschen, die vor keiner der falschen Facetten des Mainstreams einknicken. Damit andere ebenfalls Mut bekommen und nicht in ihrer Angst steckenbleiben. Wo wir Unterstützung durch unsere Begabungen oder Erkenntnisse geben können, sollten wir das tun. Jeder so, wie er es kann. Es lohnt sich! Auch 2023.
Denn wenn die so genannte Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann dies, dass es brandgefährlich ist, andere für sich selbst denken und handeln zu lassen. Nur weil einige Experten oder Politiker angeblich den Durchblick haben. Menschen können sich immer täuschen.
Die Kombination von Manipulation und Angst wurde in den letzten Jahren zu einer gefährlichen Verbindung. Der Einsatz hat einmal funktioniert. Und es wird wieder versucht werden, wenn auch in modifizierter Art und Weise.
Gottes Versprechen
Gott verheisst keinen leichten Weg. Gegen den Strom zu schwimmen, ist immer schwer und es gibt oft keine Anerkennung, sondern nur Hohn und Spott. Aber das Wort der Verheissung aus Maleachi 3,18 gilt noch heute:
«Ihr werdet am Ende doch sehen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.»(6)
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Holger Heydorn studierte evangelische Theologie in Giessen und Bethel/Bielefeld. Danach promovierte er im Fachbereich Altes Testament an der Protestantischen Theologischen Universität in Kampen/Niederlande. Thema seiner Dissertation war der Aufbau des Menschen aus Geist, Seele und Leib sowie die Interaktionen dieser Wesensaspekte.
Anmerkungen:
(1) Anonym, „Experten sehen Corona-Pandemie in Deutschland vor dem Ende: Karagiannidis und Drosten erwarten keine gefährlichen Mutationssprünge mehr“, Neue Osnabrücker Zeitung, 55. Jahrgang, 27.12.2022, Seite 4.
(2) Tobias Schmidt, „‚Befreiung von der Attestpflicht könnte Praxen entlasten‘: Kinderärztepräsident Fischbach wütend über ‚irrwitzige‘ Vorschläge von Lauterbach“, Neue Osnabrücker Zeitung, 55. Jahrgang, 7.12.2022, Seite 3.
(3) Siehe dazu den guten Artikel von Jeffrey A. Tucker, „Why Did So Many Intellectuals Refuse to Speak Out?“, am 10.10.2022 unter: https://brownstone.org/articles/
(4) Meike Baars, „Unerklärlich krank: Diffuse Symptome nach Corona-Impfungen: Leidet junge Frau an Post-Vac-Syndrom?“, Neue Osnabrücker Zeitung, 55. Jahrgang, 30.09.2022, Seite 17.
(5) Dirk Fisser, „‚Covid wird uns noch Jahrzehnte beschäftigen‘: Bernhard Schieffer, Chef der Long-Covid-Ambulanz an der Uniklinik Marburg fordert: Es braucht mehr Transparenz“, Neue Osnabrücker Zeitung, 55. Jahrgang, 18.11.2022, Seite 22.
(6) Evangelische Kirche in Deutschland, Hg., „Die Bibel: Nach der Übersetzung Martin Luthers“, revidierte Fassung 1984, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 1985.
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