Transition News: Warum haben Sie als Intensivkrankenschwester an der Demonstration in Berlin am 1. August 2020 überhaupt teilgenommen?
Sabrina Kollmorgen: Im August 2020 war ja alles schon voll im Gange – es wurde mit einem wahnsinnigen medialen Aufwand Angst verbreitet. Ich war als Leasing-Krankenschwester auf Intensivstationen im Einsatz und damals oft auf einer Kinder- und auf einer Frühgeborenen-Intensivstation gebucht. Als die Anordnung kam und ein Zettel ausgehängt werden sollte, dass Eltern ihre Babys nur noch einmal am Tag für eine Stunde besuchen dürfen – und dann auch nur ein Elternteil, gab es sehr große und heftige Diskussionen. Denn das steht im völligen Gegensatz zum Schutz und Erhalt des Lebens.
Jeder, der sich da nur ein bisschen belesen hat, weiß, dass Körpernähe und die Nähe zu den Eltern für Frühgeborene, oder überhaupt für Säuglinge, überlebenswichtig ist. Daher gab es schon noch großen Widerstand. Letztendlich knickten aber alle unter den Auflagen ein und machten alles mit. Aber zumindest wehrten die Kollegen sich lange dagegen.
Auf der Erwachsenen-Intensivstation, wo ich ja auch arbeitete, war das ganz anders. Da gab es sehr früh Maskenzwang, den Test-Irrsinn und Besuchsverbote.
Noch mal zum 1. August 2020: Ich bin gebürtige Ostberlinerin, und es kam mir so vor wie zur Wendezeit – auch wenn ich damals erst 17 Jahre alt war. Als ich am 1. August die Menschenmassen hier sah, war für mich klar, dass die das hier nicht durchziehen können, dass das nicht funktioniert. Naja, wir sind leider eines Besseren belehrt worden.
Waren die Intensivstationen nicht mit Patienten überlastet? Hatten Sie denn Zeit zum Demonstrieren?
Die Intensivbetten waren doch plötzlich leer und wurden freigehalten. Bei manchen belegten Betten hing eine Tafel, auf der groß «Corona»- oder «Covid-Patient» stand. Diese Patienten waren oft völlig symptomfrei. Aber sie wurden so lange getestet, bis ein Test positiv war. Das hatte ich davor in der Pflege noch nie erlebt und war völlig überrascht, dass so was überhaupt möglich ist.
In der Klinik sind ganz schnell zwei Lager entstanden. Wer eine andere Sichtweise hatte, wurde von den eigenen Kolleginnen ausgegrenzt und beim Fachvorgesetzten angeschwärzt.
Und es war um den 1. August herum, als es hieß, Pflegekräfte müssten alle Maske tragen und sollten diese aber mit nach Hause nehmen und im Backofen erhitzen oder bügeln, um sie dann wieder mit in den Dienst zu nehmen. Das war auch so eine völlig irrsinnige Anweisung, von der Hygiene her gesehen, völlig absurd.
Waren Sie schon vor 2020 politisch aktiv?
Nicht in dem Umfang. Viele Jahre davor hatte ich versucht, gegen die Missstände in der Klinik vorzugehen, in der ich damals arbeitete. Da gab es schwerste Missstände: Zum Beispiel wurden Patienten länger beatmet als notwendig. Die Indikation war gar nicht gegeben, aber sie wurden länger beatmet, weil man das einfach besser abrechnen konnte. Egal, ob es medizinisch Sinn machte oder nicht.
Das heißt, unnötige beziehungsweise verlängerte Behandlungen, um daran zu verdienen, fanden schon vor «Corona» statt?
Ja, lange davor. Diese Beatmung hat natürlich zum Teil großen Schaden angerichtet. Das ist alles übergangen worden. Auch bei Patienten, die aussichtslos krank waren, also präfinal – im Sterbeprozess – lagen, wurde noch mal eine Dialyse gemacht, damit man diese Behandlung abrechnen kann. Einige Kollegen taten sich zusammen, um das zu dokumentieren und an die Klinikleitung weiterzutragen. Aber das verlief leider alles im Sand. Es hatte keine Konsequenzen, jedenfalls keine positiven.
Sie hatten also schon vor «Corona» versucht, auf Missstände in Krankenhäusern aufmerksam zu machen – ohne Erfolg. Wie haben Sie es ausgehalten, weiter im medizinischen Bereich zu arbeiten?
Ich bin dann raus aus dem großen Klinikbereich, raus aus der Festanstellung, um in Berlin und Umgebung als Leasingschwester zu arbeiten. Danach wechselte ich in die freie Wirtschaft und machte Schulungen an medizinischen Geräten. Das konnte ich trotz allen Corona-Einschränkungen bis Herbst 2020 machen. Damals fand eine sehr große Demo in Leipzig statt. Ich machte dort mit meinem Diensthandy Fotos, und diese Fotos landeten in der Cloud der Firma, bei der ich arbeitete. Kurz danach hatte ich meine Kündigung auf dem Tisch.
Danach hatte ich einen neuen Job, auch wieder als Beraterin für Medizinprodukte, bei einer kleinen Firma in Berlin. Mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht kamen externe Mitarbeiter ohne Impf-Nachweis nicht mehr in die Kliniken – das war anders als beim festangestellten Personal. Ich bekam noch einen Anruf von einem Personalvorgesetzten, der meinte, ich hätte jetzt noch mal die Wahl, mich impfen zu lassen, dann könne ich weiterarbeiten, und wenn nicht, hätten sie keine Verwendung mehr für mich. Am nächsten Tag unterschrieb ich meine Kündigung.
Sie haben inzwischen mit anderen den Verein «Blaulicht-Familie» gegründet und fungieren als Obfrau. Wie kam es dazu?
Ich war damals sehr viel mit der Ausstellung «Galerie der Aufklärung» unterwegs. Und im Rahmen der Demonstrationen lernte ich viele Feuerwehrleute und die Initiative «Feuerwehrgemeinschaft» kennen. Uns verbindet, dass wir in der ersten Reihe saßen und sahen, was diese unsinnigen Maßnahmen bei den Menschen anrichten.
Es war logisch, unsere Kräfte im Verein die «Blaulicht-Familie» zu bündeln. Dazu gehören auch das «Netzwerk Humanmedizin Mecklenburg-Vorpommern», das «Team für Kinder», «Soldaten für das Grundgesetz», «Polizisten für Aufklärung», «Pflege für Aufklärung», «Pflege mit Herz ohne Impfpflicht» und die «Ärzte für Aufklärung». Kurz gesagt: kritische Staatsdiener, kritische Beamte und kritisches medizinisches Personal.
Was macht Ihr Verein? Und was ist die «Galerie der Aufklärung»?
Wir leisten in erster Linie Aufklärungsarbeit. Und in den «Blaulicht-Gesprächen» interviewen wir Staatsdiener und Beamte, die dadurch, dass sie sich zu Missständen in diesem Land und zu politischen Fehlentscheidungen öffentlich geäußert haben, ausgegrenzt wurden. Und zwar nicht nur auf den Dienststellen, sondern sie wurden auch mit Strafverfahren, Suspendierungen oder mit Gehaltskürzungen überzogen. Und diese Missstände tragen wir an die Öffentlichkeit, weil es sonst keiner macht. Auf unserer Website gibt es dazu auch einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz.
Mit der «Galerie der Aufklärung» zeigen wir Zeitungsberichte über Menschen, die verstorben sind, nachdem sie sich vermeintlich gegen «Corona» impfen ließen. Das fing an mit sehr alten Menschen, dann kamen Sportler, Künstler, Schauspieler und dann Menschen aller Altersgruppen. Wir haben die Artikel ausgedruckt, laminiert und hängen sie an eine Wäscheleine. Ergänzt wird die Ausstellung durch das große Thema der Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten – auch das haben wir dokumentiert –, offene Briefe von kritischen Polizeibeamten und Grafiken zur Sterberate.
Die «Galerie der Aufklärung» ging bereits auf Tour durch die Landeshauptstädte. So konnten wir uns als Verein vorstellen und mit den Menschen ins Gespräch kommen.
Passanten in Berlin lesen die Materialien der «Galerie der Aufklärung». Foto: Sophia-Maria Antonulas
Die «Blaulicht-Familie» macht also auch Aufarbeitung?
Ja, absolut. Diese Sammlung von Zeitungsberichten offenbart die Probleme und Folgen aus fast drei Jahren «Corona-Maßnahmen». Mit dieser Ausstellung erreichen wir die Normalbürger, die eine kritische Auseinandersetzung mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre bisher vielleicht eher ablehnten. Denn wie es wirklich aussieht, das erfahren die Menschen noch immer nicht. Und die Nachfrage ist groß, viele Menschen laden uns in ihren Heimatort ein.
Jeder kann die «Galerie der Aufklärung» in seine Stadt holen?
Ja, über unsere Website kann man Kontakt mit uns aufnehmen. Carsten Stehlik, der Obmann-Stellvertreter der «Blaulicht-Familie», organisiert die Ausstellungen. Er ist Polizist aus Hessen, bis heute vom Dienst suspendiert und mit mehreren Verfahren konfrontiert. Er kümmert sich um die Anmeldung bei der Versammlungsbehörde und alles weitere.
Die «Galerie der Aufklärung» ist immer da aufgestellt, wo möglichst viel Bewegung ist – in Fußgängerzonen, neben Hauptbahnhöfen, auf Marktplätzen, vor Rathäusern und Sehenswürdigkeiten.
Und wie reagieren die Passanten auf diese Ausstellung?
Die Reaktionen haben sich mit der Zeit verändert. Anfangs wurden wir von den Passanten ignoriert. Es kamen kritische Leute, die den gleichen Wissensstand hatten wie wir, und gaben uns entsprechenden Zuspruch und Unterstützung.
Die zweite Stufe waren Anfeindungen: Wir wurden körperlich angegriffen und auch die Galerie wurde beschädigt. Manchmal gab es eine Gegenkundgebung.
Und aktuell ist es so, dass uns sehr viele Menschen ansprechen und sagen: «Hätte ich das mit der Impfung besser nicht gemacht.» Sie sprechen mit uns über ihre gesundheitlichen Probleme, die sie auf die sogenannten Covid19-Impfungen zurückführen. Viele erzählen auch von Familienangehörigen, die nach der Impfung gestorben oder schwer erkrankt sind. Das sind schon mal anspruchsvolle Gespräche.
Die Menschen wissen nicht, mit wem sie sonst darüber sprechen können. Sie werden von einem Arzt zum anderen geschickt und werden nirgends ernst genommen. Aber sie kennen ihren Körper und wissen, dass sie Probleme haben, die sie davor nicht hatten. Und dann kommen wir mit unserer «Galerie der Aufklärung» und zeigen, dass es anderen ähnlich geht. Es gibt viele emotionale Ausbrüche und es wird zunehmend anstrengender.
Sie betreiben also die Seelsorge und Aufarbeitung, die von offizieller Seite ausbleibt. Wie groß sind denn die Teams, die diese Ausstellung begleiten?
Also zwei bis drei Betreuer sind immer fix dabei und dann noch Leute von der Initiative, die uns eingeladen hat. Bisher kam in jeder Stadt auch ein Arzt dazu, der zufällig von der Ausstellung erfahren hatte.
Seelsorge ist ein ständiges Begleitthema. Aber dafür sind wir durch unsere Ausbildung geschult. Das überfordert uns nicht, aber es macht uns sehr betroffen, zu sehen, wie groß das Leid in der Bevölkerung tatsächlich ist.
Welche weitere Themen beschäftigen die «Blaulicht-Familie»?
«Helfende Hände für Demokratie und Verhältnismäßigkeit» ist unser Motto. Wir wollen auch das Leid der Soldaten, über das keiner spricht, öffentlich machen. Ich bin gerade im Austausch mit einer Mutter, die schwanger war, als sie von ihrem Vorgesetzten den Befehl bekam, sich die Corona-Spritze geben zu lassen. Die Duldungspflicht, also die Impfpflicht für Soldaten, ist erst seit kurzem vorbei. Viele Soldaten sind durch den Druck, die Ausgrenzung, die Nötigung und eben auch durch die Injektionen schwer zu Schaden gekommen. Es gab auch Einzelhaft für Soldaten, die nicht mitmachen wollten. Auch da sprechen wir mit Betroffenen, die zum Teil noch im Dienst sind, und wollen diese Ungeheuerlichkeiten an die Öffentlichkeit bringen.
Die Blaulicht-Familie wird auch am 3. August bei der Demonstration in Berlin vertreten sein. Was erhoffen Sie sich?
Wir wollen Ansprechpartner sein. Persönlich hoffe ich, dass wir alle, die durch Hass, Hetze und Panik auseinandergetrieben worden sind, wieder zusammenfinden und friedlich und gut miteinander leben können.
Zum inneren und äußeren Frieden gehört natürlich auch, dass die Verantwortlichen für dieses schlimmste Verbrechen gegen die Menschheit seit dem Zweiten Weltkrieg juristisch zur Verantwortung gezogen werden, dass nicht einfach die Decke darüber gezogen wird.
Und mein allergrößter Wunsch ist, dass die Regierungskritiker voll rehabilitiert und entschädigt werden. Auch alle verfolgten Ärzte, auf die sofort eine Hetzjagd gestartet wurde, weil sie für ihre chronisch kranken Patienten Atteste schrieben. Damit sollte diese Berufsgruppe eingeschüchtert und mundtot gemacht werden, um zu verhindern, dass Mediziner sich bei der nächsten ausgerufenen Pandemie wieder für ihre Patienten einsetzen.
Es sitzen immer noch Ärzte im Gefängnis und stehen vor Gericht. Sie werden hier in Deutschland an den Pranger gestellt, sie werden wirtschaftlich, finanziell und gesellschaftlich ruiniert. Dass das überhaupt möglich ist, zeigt wie umfassend das Verbrechen eigentlich ist.
Können Sie sich vorstellen, wieder als Intensivkrankenschwester zu arbeiten?
Nein. Ich habe lange mit mir gekämpft, weil ich doch mit Leib und Seele Krankenschwester war. Und ich vermisse meinen Beruf. Ich weiß aber, dass es für mich unter diesen Umständen überhaupt kein Zurück gibt – ich will das hier auf gar keinen Fall mitmachen. Ich möchte auch für niemanden arbeiten, der an diesem Hebel mitgezogen hat.
Ich habe mich für einen Weg entschieden. Der ist sehr hart, sehr steinig, und der tut auch sehr weh. Aber ich würde mich jederzeit wieder so entscheiden.
Das Interview führte Sophia-Maria Antonulas.
Teil 1: «Wir sind einfach viele»
Teil 2: «Wir können von unten sehr viel Druck machen»
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