Die bisher veröffentlichten «Twitter-Files» zeigen: Regierungsbehörden und Twitter haben missliebige Äusserungen überwacht und zensiert. Zu diesem Ergebnis kommt der Enthüllungsjournalist und Autor Matt Taibbi.
Seit dem 2. Dezember berichtet Taibbi über die «Twitter-Files», die Twitter-CEO Elon Musk jüngst freigegeben hat. Diese verdeutlichen, wie die US-Präsidentschaftswahlen 2020 beeinflusst wurden durch die Unterdrückung der Hunter-Biden-Laptop-Geschichte. Auch geben sie einen Einblick über die weit verbreitete Zensur von wissenschaftlichen Beiträgen (wir berichteten).
Taibbi hat den Twitter-Geschäftsführer Elon Musk vor kurzem zu diesen Themen interviewt, wie das Medienportal The Defender berichtet. Nun folgten die «Twitter-Files». Seine wichtigsten Erkenntnisse hat Taibbi auf Twitter und Substack veröffentlicht. Und er hat bereits weitere Enthüllungen angekündigt. Am 12. Dezember sprach Taibbi in einem Interview mit Russell Brand über die Probleme der Mainstream-Medien, Zensur sowie über das Wesen von Propaganda und Wahrheit. Taibbi sagte zu Brand:
«Es gibt eine Menge Berichte, in denen wir sehen, wie Twitter-Führungskräfte Dinge sagen wie: ‹DHS [U.S. Department of Human Services] hat dies markiert, das FBI hat dies markiert› – und dann gibt es einen ganzen Thread, in dem sie entscheiden, was sie damit machen: Entfernen wir es? Sollen wir es kennzeichnen?»
Als Taibbi mit der Recherche zu den «Twitter Files» begonnen hat, sagte er, dass ihn die Beziehung zwischen Strafverfolgung, Regierung und Tech-Konzernen am meisten interessiere. Dem Journalisten zufolge zeigen die Dokumente, dass Twitter nicht nur vom FBI und dem DHS, sondern selbst vom Direktor der nationalen Nachrichtendienste der Vereinigten Staaten Mitteilungen erhielt. «Das hatte ich vorher noch nicht gehört. Diese Information war mir neu», fügte er hinzu.
«Die Regierung sammelt tonnenweise Informationen von diesen Unternehmen und gibt sie dann an Unternehmen wie Twitter zurück – in Form von Verbotsanträgen (...) Löschungen, Kennzeichnungen und dergleichen.»
Twitter habe eine «eigenwillige Kontrolle über die Sichtbarkeit jedes einzelnen Nutzers». Brand wies darauf hin, dass in den «utopischen Anfangstagen der Online-Räume» viele Menschen verstanden hätten, dass «ein neues Territorium entstanden war, das – wie jedes Territorium – demokratisiert werden konnte» und ein «revolutionäres Werkzeug» darstellte.
«Aber diese Social-Media-Räume sind von Experten für Unternehmenszwecke genutzt und eingepfercht worden», sagte Brand. «Diese Räume sind keine freien Räume mehr. Es handelt sich um verwaltete und kontrollierte Räume.» Taibbi stimmte dem zu. Er fügte hinzu, dass er schockiert sei über den «Grad der eigentümlichen Kontrolle über die Sichtbarkeit jedes einzelnen Benutzerkontos [und] Hashtags.»
Taibbi fuhr fort:
«Sie [die Twitter-Führungskräfte] haben ein ganzes Arsenal an Dingen, mit denen sie die Kontoeinstellungen verändern können. Sie können diese so einstellen, dass du nicht gesucht werden kannst. Es gibt auch unzählige Abstufungen von Dingen, die sie tun können – bis hin zu der Funktion, die dazu führt, dass dein Konto keinen Erfolg hat. Ausserdem können sie einen Mechanismus in Kraft setzen, der dazu dient, dass nur Leute, die dir folgen, dich sehen können und dass sogar Leute, die dir folgen, dich nicht sehen können, wenn sie nicht suchen. Es gibt eine ganze Liste von Dingen. Sie haben also die absolute Kontrolle darüber, was sichtbar sein soll und was nicht.»
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