Die Verantwortlichen der höchsten spanischen Fussball-Liga haben im vergangenen Jahr angekündigt, Gesichtserkennungssysteme einzusetzen, um den Zugang der Fans zu den Stadien zu kontrollieren. An jedem Stadioneingang soll es wenigstens eine Zugangsmöglichkeit per Gesichtserkennung geben.
Der Verband des Profifussballs, genannt LaLiga, suchte per Ausschreibung einen Lieferanten und Partner für die entsprechenden biometrischen Systeme. Das oberste Ziel des Projekts sei die Verbesserung der Sicherheit der Zuschauer vor Gewalt, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz im Sport, hiess es.
Angesichts dieses Vorhabens hat sich die spanische Datenschutzbehörde (AEPD) eingeschaltet. Nach ihrer Ansicht erfordert die Verarbeitung biometrischer Daten eine gründliche Überprüfung der damit zusammenhängenden administrativen, rechtlichen und technischen Aspekte. Neben anderen Medien gibt auch Biometric Update einen Überblick über den Vorgang.
Die Behörde veröffentlichte einen an LaLiga gerichteten Warnhinweis. Sie besteht darauf, dass jeder Versuch, diese Technologie einzusetzen, die Anforderungen an eine Datenschutz-Folgenabschätzung erfüllen müsse. Dies gelte bezüglich der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (spanisch RGPD abgekürzt), dem spanischen Datenschutzgesetz und der Verfassung.
Der Fussballverband riskiere die Einleitung von Massnahmen einschliesslich Sanktionen, falls er nicht die erforderlichen Initiativen zur Anpassung seines Handelns an die gesetzlichen Bestimmungen ergreife. Laut der Behörde müssen auch ausreichende Konsultationen durchgeführt werden, um negative Auswirkungen zu minimieren.
Die Liga solle auf alternative und weniger invasive Methoden zurückgreifen, um die gleichen Ziele in Bezug auf die Sicherheit der Fans und Spieler zu erreichen, hat die AEPD ausserdem vorgeschlagen. Eindeutig hinterfragt sie die Motive für das Projekt:
«Notwendigkeit sollte nicht mit Bequemlichkeit für die Organisation verwechselt werden, da zum Beispiel die hypothetische Geschwindigkeit der Überprüfung, die Kostenreduzierung oder die Anpassung an den technologischen Fortschritt keine Gründe sind, die die Notwendigkeit der Verwendung dieser Systeme rechtfertigen. Sie begünstigen die Organisation und nicht die Fans ...»
Die Anfechtung dieses Plans der spanischen Fussball-Liga komme nicht zufällig zum jetzigen Zeitpunkt, wie Biometric Update anmerkt. Kürzlich bezeichnete eine von der globalen Fussballergewerkschaft FIFPRO in Auftrag gegebene Studie Technologien wie die Gesichtserkennung als eine der besten Möglichkeiten zur Bekämpfung von Gewalt an Spielorten. Solche Gewalt gefährde zunehmend die Sicherheit von Spielern und Fans.
Interessanterweise setzte sich die FIFPRO früher für die Rechte der Spieler auf Schutz ihrer sensiblen persönlichen Daten ein. Man engagiert sich auch für das Recht auf freie Meinungsäusserung der Sportler. Der Direktor für Globale Politik und strategische Beziehungen, Alexander Bielefeld, ist der Meinung, der internationale Fussball müsse «sein überholtes Konzept der politischen Neutralität gemeinsam mit den Spielern neu definieren, um die universellen Rechte und Werte zu schützen». Das bezieht sich auch auf die Weltmeisterschaft in Katar 2022.
Für die spanische Profiliga ist das Biometrieprojekt für die Stadien jedenfalls nicht der erste Fall von Konflikten mit dem Datenschutz. Bereits 2019 war der Verband von der AEPD mit einer Geldstrafe von 250’000 Euro belegt worden, weil seine offizielle Liga-App die Nutzer ausspionierte.
Aktuell befindet sich das Ausschreibungsverfahren angeblich im Zustand von «ausgesetzt». Sicher werden wir später erneut davon hören.