Jahrelang gehörte Google zu den wichtigsten Suchmaschinen. In der letzten Zeit ist sie aufgrund des exzessiven Abgreifens von Nutzerdaten immer wieder in Verruf geraten (wir berichteten hier und hier). Nun gesellt sich eine Suchmaschine hinzu, die auf Künstlicher Intelligenz basiert. Vor drei Wochen wurde der experimentelle Chatbot ChatGPT auf den Markt gebracht. Darüber berichtet das Medienportal Zero Hedge.
Wenn man dem ChatbotGPT Fragen stellt, gibt er relevante, spezifische und einfache Antworten – anstatt lediglich eine Liste von Internet-Links auszuspucken. Der Chatbot kann auch eigenständig Ideen generieren – einschliesslich Geschäftsplänen, Vorschlägen für Weihnachtsgeschenke, Urlaubsideen und Ratschlägen, wie man neuronale Netzwerkmodelle mithilfe von Python-Skripten abstimmt. Python ist eine universelle, üblicherweise interpretierte höhere Programmiersprache.
Obwohl ChatGPT noch viel Raum für Verbesserungen biete, hat das Management von Google deswegen einen «Code Red» ausgerufen. Im Google-Universum sei dies mit mit einem Feueralarm zu vergleichen. Nach Informationen von Zero Hedge befürchten Experten, dass sich jenes Unternehmen in eine Richtung entwickelt, die von den grössten Silicon-Valley-Unternehmen gefürchtet wird; dass es nämlich eine enorme technologische Veränderung geben könnte, die das Geschäft revolutioniert.
Seit über 20 Jahren sei die Google-Suchmaschine das wichtigste Tor zum Internet für die Welt, schreibt Zero Hedge. Aber mit einer neuen Art von Chatbot-Technologie, die sich anschickt, traditionelle Suchmaschinen neu zu erfinden oder sogar zu ersetzen, könnte das Haupt-Suchgeschäft von Google ernsthaft bedroht werden.
Nach Angaben von Zero Hedge wurde ChatGPT von einem Forschungslabor namens OpenAI entwickelt, das auf Technologien und Wissen zurückgreift, die von Google und vielen anderen Unternehmen mitentwickelt wurden.
Experten seien der Meinung, dass Google nur schwer mit diesen kleineren Unternehmen konkurrieren kann, die Chatbots anbieten, die mit maschinellem Lernen trainiert werden. Sie könnten sich als schädlich für sein Geschäftsmodell erweisen. Zero Hedge erinnert daran, dass Google seinen eigenen Chatbot-LMDA (Language Model for Dialogue Applications) entwickelt hat. Dieser sorgte im vergangenen Sommer für Aufsehen, als der ehemalige Google-Ingenieur Blake Lemione behauptete, er sei empfindungsfähig.
Der Silicon-Valley-Riese könnte jedoch zögern, die neue Technologie als Ersatz für seinen Suchdienst einzusetzen, da ein KI-Chatbot möglicherweise nicht in der Lage ist, digitale Anzeigen so effektiv zu schalten. Zero Hedge zufolge machte das Anzeigen-Geschäft im vergangenen Jahr 80 Prozent der Google-Einnahmen aus.
«Kein Unternehmen ist unbesiegbar, alle sind verwundbar», sagte Margaret O’Mara, Professorin an der University of Washington, die sich auf die Geschichte des Silicon Valley spezialisiert hat. «Für Unternehmen, die mit einer marktbestimmenden Sache ausserordentlich erfolgreich geworden sind, ist es schwer, plötzlich eine vollkommen andere Richtung einzuschlagen.»
Hinzu komme, dass KI-Chatbots möglicherweise nicht die ganze Wahrheit sagen. Sie könnten aus Fakten und Fiktion vermischte Antworten geben, weil sie die riesigen Datenmengen im Internet alle als gleichwertig analysieren und auf diese Weise «lernen». Wenn die Chatbots jedoch dabei an Präzision einbüssen, könnte dies O´Mara zufolge bei den Nutzern dazu führen, dass ihr Vertrauen in Google sinkt und sie diese Suchmaschine demzufolge in Zukunft weniger häufig nutzen werden.
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