Wir leben in einer Kaskade von Krisen. Die Menschheitsfamilie wird in immer schnellerem Rhythmus gezwungen, ohne Vorbereitung mit schwierigen Situationen zurechtzukommen. Wenn wir nicht lernen, die nächste Phase zu antizipieren und uns darauf vorzubereiten, werden wir von einem Krisenmodus in den nächsten taumeln, bis wir uns selber aufgeben und ermattet in den Staub sinken.
Wann diese Krisenkaskade begonnen hat, werden die Historiker der Zukunft entscheiden. Es ist plausibel, den Beginn auf den 11. September 2001 zu legen mit der Invasion Afghanistans, dem Krieg gegen den Irak, der «Finanzkrise» und den ersten Pandemieversuchen als den nächsten Phasen.
An Kraft und Tempo zugenommen hat die Kaskade für alle ersichtlich mit Beginn der Pandemie am World Economic Forum im Januar 2020. Ich selber dachte zunächst noch, es handle sich bei Covid-19 um eine optimierte Neuauflage der Schweinegrippe, die nach einer Hysterie mit grossen Pharmagewinnen wieder abflauen würde.
Aber als mir ein befreundeter Arzt aus Deutschland Anfang März den ersten Text von Wolfgang Wodarg schickte, fiel der Groschen. Wodarg war mir als Ko-Autor des sehr kritischen Berichts des Europaparlaments zur Schweinegrippe ein Begriff.
In der Folge wurde mir rasch klar, dass die «Pandemie» der Auftakt zu einem fundamentalen totalitaristischen Umbau der Welt als Ganzer war. Einen solchen erwartete ich seit Ende der 1980er Jahre, als ich die Mechanismen unseres Geldsystems und die langfristig verheerende Wirkung von Zins und Zinseszins zu verstehen begann.
Die absurden Regeln unseres Geldsystems müssen zwingend zu seinem Zusammenbruch führen. Das Verständnis der monetären Grundlagen unserer Zivilisation erachte ich nach wie vor als unerlässlich, um den Gang der Dinge zu verstehen und die Zukunft einigermassen zuverlässig antizipieren zu können.
Erst ein paar Monate nach Beginn der Pandemie erfuhr ich von einer Beinahe-Kernschmelze des westlichen Finanzsystems am 16. September 2019. Am wenig bekannten, aber riesigen Repo-Markt (mit dem sechszehnfachen Umsatz des globalen BIP) hatten sich quasi über Nacht die Zinsen vervierfacht. (mehr dazu)
Der Repo-Markt ist für die kurzfristige Fremdfinanzierung von Börsengeschäften von essenzieller Bedeutung. Viermal höhere Zinsen hätten zu Notverkäufen und zu einem Crash der Wertpapiermärkte geführt – ein untrügliches Zeichen, dass die finanzpolitischen Massnahmen nach der Finanzkrise nicht nur an Wirksamkeit verloren, sondern das Problem in eine unlösbare Sphäre gehoben hatten. Der Moment des Reset war gekommen.
Die erste Massnahme nach Beginn der Pandemie bestand darin, Übersicht über die verworrene Informationslage herzustellen. Mir war aufgefallen, dass die Suchresultate zu Pandemiethemen bereits Anfang März täglich von immer mehr «Faktenchecks» und anderen Kontrollmassnahmen überlagert wurden.
Also brauchte es eine allgemein verständliche Datenbank mit Zusammenfassungen, in der die Quellen gefunden werden konnten. Daraus entstand die Corona-Transition, jetzt Transition-News. Mit dem Namen wollten wir signalisieren, dass es bei der Pandemie um einen Übergang in eine neue Zeit geht und gleichzeitig eine Namensänderung erleichtern, wenn die Corona-Phase einmal hinter uns liegen würde.
Wenn die Pandemie nur der Auftakt zu einer viel grösseren Geschichte ist, müsste die adäquate Reaktion zwingend die nächste Krisenkaskade in die Strategie einbeziehen. Sonst schlittert man von einer überraschenden Notlage in die nächste. Man verharrt in einer Mischung aus Widerstand, Selbstverteidigung und improvisierter Selbstrettung. Anstatt in die Aktion zu kommen und das Heft in die Hand nehmen zu können, verharrt man in der Reaktion. Da ist dann nur Niederlage möglich.
Eine zweite Massnahme bestand in der Sichtbarmachung des Protests. Ich erinnere mich noch an die Bilder von Menschen mit Protestbotschaften, die auf Verbreitung über das Internet hofften. Ein besonderer Glücksfall war die Idee von Alec Gagneux von einer persönlichen Mahnwache auf dem Bundesplatz, die wir Ende April 2020 organisiert hatten. Sie markierte den Beginn einer ganzen Reihe von Kundgebungen in der ganzen Schweiz.
Eine dritte Überlegung – eigentlich die grundlegendste – war, dass der Corona-Moment in der Geschichte der Menschheitsfamilie eine Herausforderung darstellt, die nur in entsprechender geistiger Verfassung zu bewältigen ist. Wer nicht Herr seiner geistigen Kräfte ist, der verliert – entweder überwältigt von der brutalen Scheinheiligkeit des Systems oder weil ihm früher oder später die Kraft ausgeht.
Der dazu nötige Bewusstseinsschritt war mir damals nicht klar und ist es auch heute nicht. Aber unter einem «Aufwachen», also dem Schritt aus einem bequemen Traum in die harte Realität, würde es nicht gehen. Die Erkenntnis der geistigen Grundlage in dieser Auseinandersetzung führte dann zusammen mit Freunden aus der Romandie zum Pfingsttreffen auf dem Rütli mit dem grossartigen Gelöbnis, die Verfassung zu verteidigen und zu vollenden. Heute tendiere ich dazu, «grossartig» durch «grössenwahnsinnig» zu ersetzen. Wobei ich immer noch der Überzeugung bin, dass wir, würde das Versprechen ernst genommen, politische Berge versetzen könnten.
Die schönen Worte auf dem Rütli durften natürlich kein leeres Versprechen bleiben, sondern erforderten eine Struktur, die sich für dessen Verwirklichung einsetzte. Deshalb beschlossen wir noch auf dem «Schwurplatz» des Rütli, die «Freunde der Verfassung» als Verein zu konstituieren.
Leider schafften wir das nach einem missglückten Gründungsversuch Mitte Juni nicht mehr vor dem 25. Juni. An diesem Tag fand die Schlussabstimmung der Eidg. Räte zum Covid-19-Gesetz statt, mit dem der Bundesrat seine sechs Monate gültigen Kompetenzen aus den notrechtlichen Verordnungen zu einem dringlichen Bundesgesetz verlängerte, das sofort in Kraft treten sollte. An diesem Tag fand auch die offizielle Ankündigung des Referendums gegen dieses Gesetz statt, jetzt halt nicht durch die Verfassungsfreunde, sondern unter meinem Namen.
Die Überlegung hinter dem Referendum: Obwohl praktisch chancenlos, war es die einzige Möglichkeit politischen Widerstands und damit auch eine hervorragende Gelegenheit, den Protest von der Strasse in ein politisches Gefäss zu bringen, mit dem weitere konstruktive Aktionen realisiert werden könnten, die die Bewegung von der Reaktion in die Aktion führen sollten.
Wenn die Unterschriften zum Referendum eingereicht würden, so war die Idee, sollte bereits ein nächster Leuchtturm angezündet werden, bevorzugt in Form einer Volksinitiative zu den Notrechtskompetenzen des Bundesrates, die in der Verfassung nur rudimentär «geregelt» sind. Dies hätte die Freunde der Verfassung auch im Hinblick auf die Abstimmungskampagne zum Covid-19-Gesetz im Juni 2021 positiv positioniert.
Wir wissen es: Es ist anders herausgekommen. Anstatt wirklich Freunde der Verfassung und Baumeister einer gerechten Schweiz zu werden, sind sie Feinde des Staates geblieben und Gegner der Demokratie in den eigenen Reihen geworden. Für den darunterliegenden Geburtsfehler bin ich allerdings selber verantwortlich. Die von mir entworfenen Statuten beabsichtigen einen schnell handlungsfähigen Vorstand. Zu der mehrmals angemahnten Regionalisierung kam es nie.
Um eine lange Geschichte kurz zu halten: Am 13. November 2022 ergab sich mit dem Rücktritt der Vorstandsmehrheit der Verfassungsfreunde die Chance, den Verein endlich demokratisch aufzustellen und die Basis zu stärken. Die Resonanz auf den Neustart der Verfassungsfreunde war ermunternd, die konkrete Handlungsbereitschaft allerdings ernüchternd.
Ob der zaghafte Prozess der Erneuerung, den der Restvorstand mit einem «Forum» zu kanalisieren versucht, zu einem echten Resultat führt, werden wir sehen. Vielleicht kommt er einfach nur zu spät. Nach zweieinhalb Jahren des Widerstands haben sich die demokratisch gesinnten konstruktiven Kräfte längst zurückgezogen und Parteisoldaten und -korporälen Platz gemacht. Zudem besteht ein eklatanter Mangel an Konfliktfähigkeit und ein Überfluss an Egoismen.
Ausserdem sind neue Bedrohungen aufgetreten, gegen die man im Corona-Modus nichts ausrichten kann: Neutralität, Wirtschaftskrieg, Mangelwirtschaft und möglicherweise recht bald das digitale Zentralbankgeld, das kein Geld im wirtschaftlichen Sinn mehr sein wird, sondern ein Gutschein für Berechtigte. Dagegen wirken weder Referenden noch Demos.
Damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Die Pandemie wird zwar von den Behörden in gewissen Ländern noch bewirtschaftet, ist aber, was das reale Krankheitsgeschehen betrifft, vorbei. Die gegenwärtige Auslastung der Intensivbetten in der Schweiz von etwas mehr als 80 Prozent hätte zu Spitzenzeiten der Pandemie noch Alarm ausgelöst.
Es wird fast nicht mehr getestet (688 pro 100’000 Einwohner, Tendenz sinkend), wobei der Anteil der positiven PCR-Tests mit 21,2 Prozent (bei sinkender Tendenz) relativ hoch liegt. Am 22. Dezember 2021 lag er bei 19 Prozent, so dass kurz darauf ein Teil-Lockdown verhängt wurde. Ein Viertel der gegenwärtig zahlreichen Grippekranken hat vermutlich «Corona». Ein bisschen mehr testen und ein bisschen mehr Tamtam, und schon liesse sich wieder eine Pandemie herbeizaubern.
Warum das nicht getan wird, wissen wir nicht. Vermutlich hat sich in den massgebenden Kreisen die Erkenntnis durchgesetzt, dass aus Covid-19 nicht mehr viel herauszuholen ist. Wer jetzt nicht geimpft und geboostert ist, wird sich auch in Zukunft nicht stechen lassen.
Zudem sind die Pandemisten in der Defensive und versuchen, die Übersterblichkeit und den Geburtenrückgang seit Beginn der Impfkampagne irgendwie hinwegzuerklären. Es ist wichtig, dass der Druck auf diesem Thema hoch gehalten wird. Aber abgesehen davon, ist die Pandemie politisch vorbei.
Ich weiss: Es gibt den Plan, die Menschheit während zehn Jahren von einer Pandemie in die nächste zu treiben. Am 23. Oktober fand in Brüssel sogar eine «Übung» mit dem Titel «Catastrophic Contagion» statt. Aber ich glaube, der Westen hat grössere Probleme, als die Menschheit mit einem weiteren Virus zu belästigen. Zudem grassiert Corona praktischerweise in China. Da will man sich doch positiv abheben.
Typisch: Die NZZ titelte am 30. Dezember 2022 «Chinas Regierung lässt Bevölkerung mit Covid allein». Genau das wurde im Westen auch praktiziert. Kranke wurden aufgefordert, zuhause zu bleiben, bis sie notfallmässig hospitalisiert werden mussten. Das ist nur ein Beispiel für ein Framing, ohne das die Massenmedien heute gar nicht mehr auskommen.
Soll man jetzt wirklich noch einmal ein Referendum gegen die erneute Verlängerung des Covid-Gesetzes ergreifen? Man kann in dieser Frage in guten Treuen unterschiedlicher Auffassung sein. Die «Bürgerrechtsbewegung» braucht dringend einen Sammelerfolg, um ihre Referendumsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Das spricht für das Referendum.
Ein drittes Referendum ist aber nur sinnvoll, wenn realistische Aussichten darauf bestehen, die Abstimmung im Juni auch zu gewinnen. Das ist keineswegs sicher. Die Pandemie wird im Sommer so was von vorbei sein. Und dann zwingen uns die ewigen Schwurbler noch einen Urnengang auf, wird die Gegenseite sagen.
Zudem stehen bei der Abstimmung im Juni wichtige Vorlagen auf dem Programm: die internationale Reform der Firmenbesteuerung und möglicherweise das Referendum gegen den Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative. Es wird anspruchsvoll (und teuer) werden, daneben noch für die Covid-Abstimmung zu mobilisieren.
Die Unterschriftensammlung wird vielleicht die zerstrittenen Reihen in der Bürgerrechtsbewegung temporär schliessen. Aber sie verhindert auch die jetzt notwendige demokratische Reform der Freunde der Verfassung, von denen seit einem Jahr fast nur Negatives zu hören war.
Ein Exponent der Bürgerrechtsbewegung hat bereits gefordert, die Reform auf die Zeit nach der Abstimmung im Juni zu vertagen – die typische Fixierung des Widerständlers auf den Kampf der Gegenwart und das Versagen, einen oder zwei Schritte weiterzudenken. Im Sommer wird es mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht mehr viel zu reformieren geben, weil die Verfassungsfreunde ihre politische Relevanz verloren haben.
Für mich persönlich bedeutet dies das Ende der Aktivitäten im Zusammenhang mit der Pandemie und der Beginn einer neuen Phase. Ich bin überzeugt, dass die Kraft für dauerhaftes Engagement nur aus der Erkenntnis von Sinn und mit konstruktiven Zielen entstehen kann. Im Widerstand erlahmt man oder findet sich in plötzlichem Streit mit vermeintlichen Freunden.
Die Konsequenz aus diesen Überlegungen ist der Erste Weltfrieden. Die Idee: Den Widerstand gegen den Krieg in ein Engagement für den Frieden zu transformieren und diesen mit den zwingenden Voraussetzungen einer Zukunft in Frieden zu verknüpfen: Schuldenerlass, Reform des Überreichtums und ein gerechtes Geldsystem.
Der Erste Weltfrieden besteht vorderhand nur aus einer Darstellung der grundlegenden Gedanken, publiziert in der neusten Ausgabe des Zeitpunkt «Unterwegs zum Ersten Weltfrieden» (hier für Fr./€ 15.– bestellen). Die Idee ist natürlich viel zu gross für einen Einzelnen. Die Resonanz wird zeigen, wie lange ich allein bleibe auf dieser langen Wanderschaft. Wenn Sie dabei sein oder auch nur aus sicherer Distanz zuschauen wollen, können Sie sich hier für einen Newsletter eintragen.
Die Pandemie ist vorbei. Es werde der Erste Weltfrieden!
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Dieser Beitrag ist am 31. Dezember 2022 zuerst auf Christoph Pflugers Blog erschienen.
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